Innen und Außen
Aktualisiert: 18. Okt. 2022
Früher kam mir meine "innere Welt" und meine "äußere Welt" wie eine Brille mit zwei unterschiedlichen Gläsern vor - aufgeteilt in zwei Teile. So wie die Mauer früher das Berlin in Ost und West aufteilte, nur dass ich Zugang zu beiden Welten hatte.
An manchen Tagen gefiel mir mehr die "innere Welt" = mein türkisches Zuhause, an manchen mehr die "äußere Welt" = mein Außenradius, das Deutsche.
Schwappte jedoch aus der "äußeren Welt" ab und an etwas in die "innere", entstand Unruhe und Unverständnis seitens meiner Eltern. Wie z.B. Kindergeburtstage. Die sagte ich bereits ab, schon während ich die Einladung bekam. Denn so umging ich meine Enttäuschung und einer nachträglichen Absage. Auch der Diskussion die Zuhause entstehen würde. Falls ich mich doch mal traute, weil es meine beste Freundin war die Geburtstag hatte, fühlte ich mich wie ein Schüler der Zuhause eine schlechte Schulnote überbringen muss.
Meine Eltern waren sehr bedacht, dass wir Türken uns bei den anderen nicht aufdrängten. Das ist ein kulturelles Thema. In der Türkei gab es das früher nicht. Entweder wurden die Familien, d.h. alle Familienmitglieder zu den Geburtstagen eingeladen oder es wurde einfach nicht gefeiert. Das sich nur die Kinder trafen - ein NOGO!
Ich streifte meine "äußere Welt" wie einen Mantel beim Nachhausekommen am Eingang ab und zog ihn beim Verlassen meiner "inneren Welt" wieder an.
In meinen Gedanken herrschte jedoch Chaos, Vieles nicht einsortierbar. Keine beschrifteten Schubladen, in die ich meine Gedanken ablegen konnte.
Heute existiert bei mir nur noch die eine Welt, eine Brille mit zwei identischen Gleitsichtgläsern - eine Sonderanfertigung!
Jedoch gibt es in meinen Gedanken noch ein paar Schubladen, die keine Beschriftung haben...
Schaut in die Welt durch Eure eigene spezielle Brille! Mal in Eure "innere Welt" mal in Eure "äußere Welt" und bleibt dabei gelassen.
Machts gut!